Teach First

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Als „Teach First Fellow“ an der Schule Grumbrechtstraße – ein Erfahrungsbericht von Ronja Dietschmann

Was ein Kind im Leben erreicht, ob es seinen Potenzialen, Neigungen und Träumen folgend, eine Ausbildung wählen kann und später ein selbstbestimmtes Leben führen darf, das hängt maßgeblich davon ab, wie erfolgreich es während seiner Schulzeit abschneidet. Dieser Erfolg wird in Deutschland stark von Herkunft und sozioökonomischem Hintergrund eines Kindes beeinflusst. Die gemeinnützige Bildungsorganisation Teach First Deutschland versucht diesen ungerechten Bildungschancen entgegenzuwirken, in dem sie Hochschulabsolventen und -absolventinnen für zwei Jahre an Schulen als Vertrauenspersonen und zusätzliche Lehrkräfte im Unterricht einsetzt. So versuchen die sogenannten „Fellows“ an den jeweiligen Schulen die Schüler und Schülerinnen da zu unterstützen, wo sie besonders häufig scheitern: an Übergängen im Bildungssystem.

Ich selbst arbeite seit August 2016 an der Schule Grumbrechtstraße, größtenteils in einer Fokusklasse der Stufe III (5./6. Jahrgang). Und ich möchte diese Zeit wirklich nicht missen – diese Schule ist ein Ort der Offenheit und spannenden Ideen, die davon lebt, dass die Pädagog*innen sich tagtäglich so stark für ihre Visionen einsetzen. Angekommen bin ich teilweise mit Vorurteilen gegenüber Schule aus meiner eigenen Schulzeit, aber was ich vorfand, war vor allem eine Kultur der Offenheit, die viel Platz für Ideen und Unterstützung bietet.

Durch meinen eigenen Studienhintergrund der Umweltwissenschaften interessierte ich mich im Vorhinein besonders für die naturwissenschaftlichen und mathematischen Bereiche. Hier kann ich mich an der Schule gut verwirklichen:

  • durch Forscherkurse
  • im Natur und Technik-Unterricht
  • als Unterstützung im Mathematikunterricht
  • in Kleingruppen in der Mathe-Förderung.

Ich entdeckte aber auch schnell, dass ich mich darüber hinaus in anderen Bereichen einsetzen konnte und wollte, und die Schule gab mir die Chance dazu. So arbeite ich nun u. a. in der Schülerzeitung mit, unterstütze die Kinder in freien Übungszeiten und in Mitbestimmungsprozessen und beginne jetzt zum neuen Halbjahr einen Tanzkurs, der vor allem das Selbstbewusstsein der Kinder stärken soll.

Außerdem habe ich mich durch einen Beitrag zur Bewerbung der Schule um den „Demokratie Erleben“-Preis und die Bewerbung um einen Schülerzeitungspreis des Verlages Gruner und Jahr, bei denen unsere Schule in beiden Fällen zu den Preisträgern zählte, auch in die konzeptionellen Prozesse der Schule eingebracht.

Anfangs war es eine ziemlich große Herausforderung, mit Schülerinnen und Schülern zusammenzuarbeiten, wenn man noch nie im formellen Umfeld mit Kindern gearbeitet hat. Mir hat es aber von Anfang an Spaß gemacht und ich bin sehr stark an meinen Aufgaben gewachsen. Und eins ist auch sicher – die Pädagogik lässt mich nicht mehr los. Ich möchte auch in Zukunft in Bildungskontexten arbeiten und mich für Bildungsgerechtigkeit einsetzten.

Februar 2018


Wie ging es weiter?

Ein Felloweinsatz dauert in der Regel zwei Jahre. Anschließend wird, sofern erwünscht, ein neuer Fellow rekrutiert und der bisherige Fellow geht seinen ursprünglichen Berufsweg weiter.

Da die Zusammenarbeit mit Ronja Dietschmann so klasse funktioniert hat, blieb die Kooperation mit Teach First Deutschland bestehen. Anfang des Schuljahres 2018/2019 sowie 2019/2020 kamen die neuen Fellows – Caren Jäde und David Parduhn -, jeweils ein Jahr versetzt, an die Schule.

Wir Fellows sind je nach Interessensgebieten in ganz verschiedenen Aufgaben tätig. Hierzu zählen u. a.

  • Doppelbesetzung und Kleingruppenarbeit in den Hauptfächern zur besseren individuellen Förderung
  • Leitung der Englischförderkurse
  • außerunterrichtliche Förderkurse in den Hauptfächern
  • Begabtenförderung im Rahmen des Kinderforscherkurses der in Kooperation mit der TUHH geführt wird
  • Leitung der Schülerzeitung zusammen mit unserer journalistischen Fachkraft Catrin Köhnken
  • Mittagsangebote wie z. B. Töpfern
  • Projekt: Elbecamp

Ein wichtiges Projekt für uns Teach First Fellows ist das so genannte „Elbecamp“, welches erstmals im Juni 2018 stattfand und im Juni 2019 fortgeführt wurde. Kurz vor den Sommerferien verbringen dabei ca. 28 Kinder der Klassen 5/6 aus der Schule Grumbrechtstraße sowie der Lessing-Stadtteilschule gemeinsam vier Nächte am Elbstrand in Rissen. Während dieser Zeit treiben die Kinder gemeinsam Sport, sie gehen wandern und spielen, machen Lagerfeuer, bereiten zusammen Essen zu, und nehmen an erlebnispädagogischen Workshops teil. Die Workshops führen wir vor allem mit unseren Partner*innen, wie dem NABU, der Waldschule Klövensteen, oder der DLRG-Rettungsstation durch.

Im Rahmen einer AG können sich interessierte Kinder in die Planung und Organisation des Programms einbringen, sie können beim Speiseplan mitreden, oder auch die Camp-Regeln mitbestimmen.

Ganz im Sinne von Teach First tragen die AG, die Workshops sowie das gesamte Camp dazu bei, die Selbstwirksamkeitserfahrungen der Kinder zu erhöhen. Es stärkt außerdem die sozialen Bindungen der Schüler*innen untereinander und erhöht ihre Sensibilität füreinander – und gleichzeitig für die Natur. Die Kinder übernehmen Verantwortung, werden selbstständiger, und lernen sich selbst besser kennen. Mit gesteigertem Selbstbewusstsein nach dem Camp steigt auch die Motivation in der Schule.

Dieses Projekt wird finanziell unterstützt vom Lions Club Klövensteen, durch den ProFellow e.V., sowie CARE Deutschland e. V. Daher betragen die Kosten für das Elbecamp (inklusive An- und Abreise, Übernachtung, Verpflegung, Workshops) nur ca. 15€.

Aufgrund der aktuellen Situation war die Durchführung des Elbecamps 2020 leider nicht möglich. Wir hoffen allerdings, das Projekt 2021 fortsetzen zu können – die finanziellen Mittel dafür sind bereits zugesichert.

Dezember 2020